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Arealentwicklung Oberrüti Horw

Arealentwicklung Oberrüti Horw

Umzonung
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Wohnen
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Holzbau
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Nachhaltigkeit

Projektart   Arealentwicklung Waldhaus Oberrüti
Ort  
Horw
Verfahren   Begleitetes zweistufiges Projektverfahren 2021 - 2022
Auftraggeber   Alfred Müller AG
Arbeitsgemeinschaft   GKS Generalplaner AG
Landschaftsarchitektur   Christoph Wey 

 

ANALYSE
 
GESCHICHTE
HOTEL WALDHAUS OBERRÜTI - OBJEKT IN DER LANDSCHAFT
Die Oberrüti war bereits vor jeglicher Siedlungsentwicklung auf der Horwer Halbinsel bebaut. Bereits im Jahre 1874 stand auf dem heutigen Projektperimeter eine Mostwirtschaft, die während der Sommermonate betrieben wurde. Später wurde aus dieser Mostwirtschaft das Hotel Waldhaus Oberrüti. Über mehr als 100 Jahre (1895-2003) war die Oberrüti touristisch genutzt und ein Ort für die Öffentlichkeit. Neben dem Hotel- und Restaurantbetrieb wurde ein Reitstall, Tennisplätze und ein Schwimmbad betrieben.
 
In den letzten 50 Jahren wurde der Oberrüti-Hang zwischen dem Felmis und der Oberrüti kontinuierlich bebaut. Die ersten neuen Häuser im unteren Teil waren Terrassenhäuser, die sich zwischen den noch vorhandenen Bauernhäusern am Hang aufreihten. Weiter oben folgten Villenbauten mit grossen Gartenanlagen. So nimmt die Privatisierung des Oberrüti-Hanges von unten nach oben immer mehr zu. 
 
Mit dem Abbruch des über 13 Jahre leer gestanden Hotel Waldhaus 2016 wurde das letzte bauliche Zeitzeuge auf der Oberrüti beseitigt. 
 
GEGENWART
FREIFLÄCHE AN BESTER LAGE
Heute präsentiert sich die Oberrüti als grosse Brache zwischen dem Bireggwald und der obersten Baureihe des Villenquartiers als offene und räumlich undefinierte Freifläche. Der Waldrand zeigt sich vielfältig strukturiert und artenreich, unterstützt durch interessante Geländeübergänge und anstehende Sandsteinfelsen. Teilweise stören exotische Pflanzen (Gartenflüchtlinge) die Artenvielfalt und das Erscheinungsbild. Die Wiese geht an der südlichen Hangkante in anstehenden, nagelfluhartigen Sandstein über. 
 
Bei genauer Betrachtung der Topografie ist die frühere Nutzung noch les- und spürbar. Der Ort hat auf Grund seiner imposanten Fernsicht über die Halbinsel und den Vierwaldstättersee ins Alpenpanorama eine enorme Qualität, welche jedoch nicht inszeniert wird und dadurch die Qualitäten des Naturraums überblenden. Mit dem Verlassen des Bireggwaldes wird der Besucher über eine undefinierte Wegführung durch die Grüne Wiese geführt und von der Aussicht überwältigt. Die grossen naturräumlichen und landschaftlichen Qualitäten der Oberrüti, mit angrenzendem Naturschutzgebiet und Feuchtwiese, sowie der Pflanzen- und Artenvielfalt bleiben aussen vor. 
 
Trotz des grossen Areals führen Wege teilweise am Grenzzaun der Bewohner vorbei und erzeugen auf beiden Seiten eine spürbare Enge und Störung der Privatsphäre. Gleiches gilt für gewisse Orte auf der Wiesenfläche, die zwar zugänglich sind, jedoch nicht zum Begehen einladen.
 
 
EINE TOURISMUSZONE AN UNGÜNSTIGER LAGE
Die Tourismuszone Oberrüti entspricht nicht mehr den aktuellen und zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten für diesen Ort. Durch die hochpreisige und elitäre Wohnlage im oberen Teil des Oberrüti-Hanges ist ein Spannungsfeld zwischen öffentlich und privat entstanden, welches gleichermassen sensibel ist wie der Landschaftsraum am obersten Rand vom Birggwald.
 
Durch die Umzonung eines Teilbereichs in eine Wohnzone kann einerseits der wertvolle und sensible Landschaftsraum aufgewertet und andererseits ein Abschluss der Bebauung des Oberrüti-Hangs geschaffen werden.
 
 
KONZEPT
Eine selbstverständliche Fügung von Wohnbauten als Abschluss der Hangbebauung zu schaffen, die gleichermassen den Naturraum mit öffentlichem Charakter aktiviert, den Privatraum der Anwohner schärft und somit einen Mehrwert für Alle, Nutzer, Besucher und Anwohner generiert, ist das Ziel.
 
Die undefinierte „Freifläche“ auf der Oberrüti wird mittels verschiedener Elemente räumlich gegliedert und generiert so eindeutige Zonen mit unterschiedlichen Qualitäten für Wohnen, Durchqueren, Verweilen, Erholen und Spielen. Dabei bildet der „Bergföhrenpark“ als eingefügtes Element den Abschluss der neu angeordneten Bebauung zum Bireggwald. Der Baumfilter lässt beim Hinaustreten aus dem Bireggwald die neuen Wohnbauten in den Hintergrund treten, gleichzeitig erhalten die Gebäude mit dem „Bergföhrenpark“ von Süden her betrachtet einen starken Rücken. Von Ost nach West spannt sich der „Bergföhrenpark“ als zentrales Bindeglied zwischen den Rändern vom Bireggwald auf und verbindet diese gezielt und selbstverständlich miteinander. Hierdurch wird der Naturschutzraum als eine Art Lichtung inszeniert und als Raumgefüge spürbar. 
Mit dieser Präzisierung der Räume wird der Fokus auf die wertvollen Feuchtwiesen, den Waldrand, die Flora und Fauna, sowie das spezielle Mikroklima gerichtet. Ein Ort der Ruhe und des Beobachtens wird geschaffen. 
Der lichte „Bergföhrenpark“ lockert sich nach Süden weiter auf und bildet den angrenzenden „Wohnpark“ mit zusätzlichen Bepflanzungen mit halböffentlichem Charakter. Eine neue primäre Wegenetzstruktur verbindet die öffentlichen Bereiche, vom Bireggwald über den angrenzenden „Bergföhrenpark“, das „Naturschutzgebiet“ und der neu gestalteten „Spielwiese“ miteinander. Das spektakuläre Panorama offenbart sich im Bereich der „Spielwiese“ und lädt die Öffentlichkeit zum Verweilen und Geniessen ein.
 
Diese neue räumliche Ordnung ermöglicht ein Nebeneinander von öffentlich und privat. Der öffentliche Teilbereich ist naturnahe mit den bereits vorhandenen Elementen gestärkt und gestaltet. Eine parkähnliche Gestaltung signalisiert den Übergang in den halböffentlichen Wohnbereich.
 
Durch die Umzonung der Tourismuszone Oberrüti in eine Wohnzone kann einerseits der wertvolle und sensible Landschaftsraum aufgewertet und andererseits ein naturspezifisch passender und sich integrierender Abschluss der Bebauung des Oberrütihangs geschaffen werden.
 
 
ORTSBAULICHES KONZEPT / SETZUNG
Mit der vorgeschlagenen Zonierung der Wohnzone auf der Westseite des Areals wird die ortstypische Körnung weitergeführt und zu einem Abschluss mit dem „Bergföhrenpark“ gebracht. Eine erste Reihung von Volumen, gebildet durch drei Baukörper, staffeln sich der Topografie folgend, leicht zurückversetzt der Strasse entlang. Die Bauten bilden eine klare Raumkante Richtung Süden und setzen sich selbstverständlich an die Hangkante. Zwei weitere, formal unterschiedliche Baukörper platzieren sich mit ihren weichen Formen und ausreichendem Abstand in den Zwischenräumen hinter der ersten Bebauungsreihe. Dadurch wird eine Art Rücken oder Gegenüber erzeugt, welches zu einem parkartigen Raum mit halböffentlichem Charakter führt und den Wohnbereich klar definiert. Mit dem Übergang zum „Bergföhrenpark“ verschmelzen Bauten und Park miteinander. Die Dichte und der Öffentlichkeitsgrad nimmt spürbar zu.
 
Die Höhenentwicklung wird mit den Bauten adaptiv zum Hang und zur Aussicht weitergeführt, so dass die vordere Reihe aus zweigeschossigen, die zweite Reihe aus dreigeschossigen Volumen besteht. Anhand der unterschiedlich gewählten Archetypen kann der differenzierten Situation entsprochen werden, die eine hohe Wohnqualität erzeugt und ein eigenständiges Ensemble schafft.

 

ARCHITEKTURKONZEPT
Der aus fünf Volumen bestehende neue „Wohnpark“ auf der Oberrüti wird aus zwei Typologien gebildet. Den Villentypus mit integriertem Hof, der sich bewusst mit seinen gestalteten Aussenflächen gegenüber eines „normalen Einfamilienhauses“ mit Kleingartengestaltung unterscheidet und so den eigenständigen Naturraum der Oberrüti integriert und sich primär auf die Weitsicht orientiert.
Sowie zwei Kleeblattvillen die sich als eine Art Maisonette mit der Parklandschaft verbinden und das Wohnen im Grünen symbolisieren. Die flügelartigen Grundrisse entfalten sich kleeblattartig in die Landschaft. Dank der versetzten Grundrissanordnung wird eine Orientierung in alle Richtungen ermöglicht.
 
GRUNDRISSANORDNUNG
Alle Bauten sind über eine private Einstellhalle erschlossen. Die Zufahrt zur Einstellhalle wird zurückhaltend und an erst möglicher Stelle im Bereich der bestehenden Privatstrasse angeordnet. Ebenfalls darüber erschlossen werden die notwendigen Besucherparkplätze sowie eine zentrale Entsorgungsstelle, für die neue Bebauung.  Über einen privaten Zugang werden die jeweiligen Entrees der Häuser erschlossen und führen ins Erd- und Gartengeschoss. Die privaten Untergeschosse können so auf die Bedürfnisse der Bewohner, mit beispielsweise Fitness- oder Wellnessraum, Weinkeller oder Hobbyraum ausgestattet werden.
Eine allgemeine Erschliessung führt in den halböffentlichen „Wohnpark“. Über ein Wegenetz sind sämtliche Häuser vom „Wohnpark“ her erschlossen.
 
KLEEBLATTVILLEN
Im Erd- und Gartengeschoss werden zwei private Eingangsbereiche, je Seite, ausformuliert, die die jeweilige Kleeblattvilla erschliessen. Jede Einheit führt über alle drei Geschosse, wobei das mittlere Geschoss das Schlafgeschoss bildet. Somit wird eine Einheit als Gartenwohnung mit grösserem Bezug zum vorgelagerten Aussenraum erzeugt und gleichzeitig eine zweite Einheit mit Wohnen im obersten Geschoss und freier Weitsicht. Eine weitere Erschliessungsform lässt auch zwei gleichwertige Gartenwohnungen zu, allenfalls mit Einliegerwohnung im Erdgeschoss und Wohnen in den oberen Geschossen. Insgesamt wird mit der Kleeblattform ein rundum Wohnen je Flügel in allen Himmelsrichtungen ermöglicht, die einerseits die Panoramaaussicht und andererseits den Bezug zum Wald herstellen.
 
VILLEN MIT HOF
Aufgrund der unverbaubaren Lage an der Hangkante, ermöglicht das Wohnen einen direkten Bezug zum vorgelagertem Aussenraum und verbindet sich fliessend. Das leicht angehobene Erd- und Gartenschoss ist hauptsächlich nach Süden orientiert und integriert einen Innenhof, über dem das Geschoss sich öffnet. So lassen sich introvertierte Raumbezüge schaffen, ohne die Privatsphäre zu stören, gleichzeitig wird die Aussicht aus den hinteren Räumen generiert.
Im Obergeschoss werden Schlaf- und Büroräumlichkeiten mit grosszügigen Bädern und Ankleiden um den Hof gestaffelt und können alle Bedürfnisse mit Ausblick abdecken.