Gemeindesaal Arlesheim
Gemeindesaal Arlesheim
Projektart Neubau Gemeindesaal mit Büronutzung und Wohnhaus
Ort Arlesheim
Bauherr Gemeinderat der Gemeinde Arlesheim
Projektwettbewerb 2018
Landschaftsarchitektur Christoph Wey Landschaftsarchitekten GmbH
STÄDTEBAU
Der neue Gemeindesaal Arlesheim verortet sich am Pfeffingerhof mit direkten Übergang zum Dorfkern, inmitten eines heterogenen Ensembles von Wohn- und Geschäftshäusern. An der Kreuzung Stollenrain - Brachmattstrasse, in direkter Nachbarschaft des Pfeffingerhofes wird die Situation durch zwei freistehende Baukörper ergänzt und so der direkte Bezug zum Dorfkern weiter gestärkt. Die Massstäblichkeit und Körnung der umliegenden Bebauung, sowie die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen, rund um den neuen Gemeindesaal, ermöglichen es, zwei voneinander losgelöste Baukörper zu platzieren und gemeinsam mit dem Pfeffingerhof ein attraktives Ensemble zu bilden.
Durch den städtebaulichen Entscheid zwei getrennte Volumen vorzuschlagen, wird die maximal mögliche BGF nicht ganz ausgenutzt. Die unabhängige Nutzung und die städtebauliche Körnung sowie Integration im Kontext werden jedoch höher gewichtet, als die maximale Ausnutzung. Der gefasstere Hof wird optimal als Aufenthaltszone in den Spielpausen nutzbar und bietet den notwendigen Lärmschutz zur Nachbarbebauung. Der Charakter des Quartiers Stollenrain Ost wird vorallem durch die diagonale Setzung der bestehenden Bauten zur Strasse und den dadurch resultierenden Grünraumtaschen geprägt. Auch die beiden Baukörper drehen sich, ganz selbstverständlich, diagonal zur Strasse und bilden so klar definierte Raumkanten und öffentliche Freiflächen, die den Ansprüchen an einen Gemeindesaal gerecht werden. Die leichte Drehung des Wohngebäudes erzeugt spannungsvollere Aussenräume und stellt einen Sichtbezug vom Dorfkern bis zum Gemeindesaal als Auftakt dar. Die Kreuzung wird mit diesem neuen Kopfbau gestärkt und definiert einen klar gefassten Platz gegen das Dorfzentrum hin.
ARCHITEKTURKONZEPT
Der Gemeindesaal verortet sich im Erdgeschoss entlang der neu geschaffenen Aussenflächen und wird durch seine Lage sowie den bewussten Öffnungen an der Fassade auch von aussen erlebbar. Die Grundform des Saals ist geometrisch klar und einfach strukturiert, sodass der Raum auf vielfache Weise nutzbar ist. Die Einfachheit des Saals spiegelt sich in der gesamten Grundrissorganisation wieder. So basieren beide Gebäude auf ein Grundraster, welches eine klare Zonierung der Nutzungseinheiten zulässt. Durch die kompakten Grundformen der Baukörper werden Wege kurz gehalten und betriebliche Abläufe optimiert. Die oberen Geschosse ordnen sich gleichermassen in die Rasterstruktur ein und lassen die vorgeschlagene offene Bürostruktur zu, welche auch auf vielfältige Weise für eine Bibliothek, Arztpraxis, oder Seminarräume unterteilbar ist.
Grundriss Gemeindesaal
Ein zweiseitig auskragendes Vordach mit eingeschobener Fassade zeichnet signifikant den Eingang des Gemeindesaals und ist gleichzeitig raumbildendes Element zum Pfeffingerhof. Das zentral gelegene Foyer, im Zentrum zweigeschossig, wird zum Bindeglied und ist allseitig erreichbar. Über die vertikale Erschliessung lassen sich die Nebennutzungen, wie WC barrierefrei im Untergeschoss erreichen und ermöglichen so die gewünschte Offenheit des Foyers. Die Küche mit zurückhaltender Anlieferung ist über eine kleine Schleuse direkt mit dem Foyer verbunden. Über die Diagonale leitet das Foyer den Besucher in den Saal, welcher sich öffnet und einen weiterführenden Blick auf die Bühne eröffnet. Innerhalb des Bühnenrasters können die vorderen Elemente mit der Podest-Senk-Hebetechnik gestaffelt werden. Das Rückgrat der Bühne bildet die breite Hinterbühne mit Anlieferung und Verbindung zum Instrumentenlager. Ein separater barrierefreier Zugang verbindet die Künstlergarderoben mit dem Hinterbühnenbereich auf leicht erhöhtem Niveau und erschliesst gleichzeitig die unabhängigen Büronutzungen in den oberen Geschossen. Eine unterirdische Verbindung zur zukünftigen Einstellhalle ist angedacht und falls gewünscht einfach realisierbar.
Grundriss Wohnhaus
Das Wohnhaus mit öffentlicher Nutzung im Erdgeschoss ist ebenfalls auf einem Grundraster aufgebaut. Im Erdgeschoss belebt ein Cafe und Einzelhandel die öffentlichen Platzflächen. Das Wohnen wird mit der notwendigen Privatheit nordseitig, barrierefrei erschlossen. Darüber liegen auf drei Geschossen jeweils zwei 2.5-Zimmer-Wohnungen und zwei 3.5-Zimmer-Wohnungen mit gosszügigen Loggien über Eck, die den Wohnraum spürbar erweitern. Mit der leichten Baukörperausdrehung wird eine bessere Wohnhygiene mit der jeweiligen Wohnungsausrichtung über zwei Himmelsrichtungen erreicht, die eine enorme Qualitätssteigerung für die Wohnungen bedeutet.
FREIRAUMKONZEPT
Die entlang des Stollenrains wiederkehrenden „Grünraumtaschen“ werden mit dem Freiraumkonzept des Areals „Gemeindesaal Arlesheim“ räumlich gestärkt und setzen sich entlang des Strassenzuges auf selbstverständliche Weise bis zur neuen Kopfsituation zum Dorfkern hin fort. Drei grosszügige und attraktive Platzflächen umspülen die neuen Gebäude, Gemeindesaal mit Mantelnutzungen, sowie das Wohnhaus mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss. Die raumbildenden Bäume bleiben bestehen und werden durch weitere gezielte Baumsetzungen ergänzt. Das Thema der bestehenden Mauer entlang des Stollenrains wird fort geführt, leitet dabei charmant den Übergang zu den öffentlichen Freiraumflächen ein und nimmt gleichzeitig die minimalen Höhenversprünge auf. Vom Strassenraum her lassen sich die Plätze erahnen. Im Inneren des Platzes bilden fliessende Grünformen den Abschluss zum Strassenraum. Chaussierungen ergänzen die Asphaltflächen zu Plätzen. Hier findet man Platz zum Verweilen, Holz-Sitzbänke bieten Sitzgelegenheiten. Gerahmt von üppig bewachsenen Blumenrabatten fühlt man sich geborgen in dieser grünen Insel. Neben drei bestehenden Bäumen bilden feinlaubige Gleditschien (Gleditsia triacanthos) ein durchlässiges Schattendach, wenige Mastaufsatzleuchten erleuchten am Abend die Szenerie.
Der Platz an der Kreuzung Stollenrain - Brachmattstrasse wird mit einem grossformatigen Betonplattenbelag dem Café vor dem Wohn,- und Geschäftshaus zugeordnet. Über zwei Landschaftstreppen ist die Gartenwirtschaft mit dem umlaufenden Strassenraum verbunden. Das gesamte Areal ist barrierefrei zugänglich mit minimalen Neigungen an das vorhandene Terrain angepasst. Entlang der BLT-Linie zum Hirslandweg bildet eine Baureihe mit säulenförmigen Hainbuchen (Carpinus betulus ‘Fastigiata’) den Arealabschluss. Sie stehen in einem Kiesband, welches gleichzeitig auch die Hartflächen entwässert. Unter den Bäumen lassen sich die benötigten öffentlichen Velostellplätze hervorragend integrieren.