Konzerthaus Nürnberg
Konzerthaus Nürnberg
Projektart Neubau Konzerthaus an der Meistersingehalle in Nürnberg
Ort Nürnberg, Deutschland
Bauherr Stadt Nürnberg
2-phasiger Projektwettbewerb 2018
„Die Ecke Münchener Strasse / Schultheissallee ist die neue dominante Adresse für das Ensemble Konzerthaus und Meistersingerhalle“
STÄDTEBAU
Das neue Konzerthaus kommt ideal angebunden neben die Meistersingerhalle zu stehen. Es definiert die Ecke Münchener Strasse / Schultheissallee mit seiner einladenden Eingangssituation neu. Als städtebauliches Zeichen ist das Foyer mit seiner darunterliegenden Eingangssituation von weit her sichtbar und bildet so einen klar definierten Auftakt zum gesamten Areal. Die Ecke Münchener Strasse / Schultheissallee ist die neue dominante Adresse für das Ensemble Konzerthaus und Meistersingerhalle.
Die bestehenden Fluchten der Meistersingerhalle werden städtebaulich wie auch betrieblich aufgenommen und mit dem neuen Konzerthaus ergänzt und weitergeführt. So entsteht ein sensibles Ganzes welches durch seine Selbstverständlichkeit besticht. Das neue Konzerthaus definiert sich selbstbewusst als Neubau mit zeitgenössischer Architektur. Durch die bewusst klein gehaltene Anbindung, mit einem minimalen Eingriff in den Bestand, würdigt das Konzerthaus die Meistersingerhalle als Denkmal und lässt es angemessen zur Geltung kommen. Nicht zuletzt soll die Gesamtanlage von dieser spannungsgeladenen Wechselwirkung zwischen Bestand und Neubau ihre Kraft beziehen.
Das Konzerthaus ist von aussen als solches klar zu erkennen. Mit dem Saal, welcher das restliche Volumen klar überragt, wird die Typologie der Meistersingerhalle übernommen und eine spür- und sichtbare Verbindung hergestellt. Im Gegensatz zur Meistersingerhalle orientiert sich das Konzerthaus jedoch mehr in die Vertikale als in die Horizontale. Dies einerseits mit der Idee den Fussabdruck möglichst zu minimieren und andererseits bedingt durch das Konzept der „Schuhschachtel“. Punktuell öffnet sich das Saalvolumen nach aussen und eröffnet so Ausblicke aus dem Konzertbetrieb in die Stadt. Andererseits lässt es die Stadt teilhaben am Konzertbetrieb. Das Konzerthaus wird so zum lebendigen öffentlichen Raum.
ARCHITEKTUR / ORGANISATION
Ankommend über den Platz betritt man das Konzerthaus von Norden her, analog der Meistersingerhalle. Ein auskragendes Volumen definiert unmissverständlich den Eingang und ist die eindeutige Adresse des Konzertsaals. Über diesen gedeckten Eingangsbereich betritt man die Eingangshalle mit Ticket- und Infoschalter und den Garderoben. Das Hauptfoyer liegt ein Geschoss höher und öffnet sich dreiseitig als Fenster zur Stadt. Die Position des Foyers im ersten Obergeschoss erlaubt eine optimale Erschliessung des Konzersaals mit dem Parkett und seinen vier Rängen. Die Besucherströme werden effizient vom Foyer direkt auf die drei anschliessenden Niveaus verteilt. Lange Wartezeiten und unnötige Besucherstaus können so vermieden werden. Zwei Liftanlagen an den Ecken des Konzersaals erschliessen alle Niveaus schwellenlos und barrierefrei.
Der Foyerbereich vom Konzerthaus wird über einen eingeschossigen Verbindungsgang mit der Meistersingerhalle verbunden. Der Verbindungsgang ist gleichzeitig der neue Eingang für den kleinen Saal der Meistersingerhalle. Der Eingriff in die denkmalgeschützte Meistersingerhalle hält sich mit dem Verbindungsgang in einem minimalen, vertretbaren Rahmen.
Der Konzertsaal dient als Bindeglied zwischen Vorder- und Hinterhaus. Beidseitig des Konzertsaals sind die Büro- und Mitarbeiterräume angeordnet und erlauben so eine optimale Anbindung an den öffentlichen Bereich des Konzerthauses. Hinter dem Konzertsaal, Richtung Süden orientiert, sind sämtliche Räume für den Künstlerbetrieb untergebracht. Direkt angebunden an die Bühne und die Anlieferung sind die Räume auf mehrere Geschosse verteilt. Ein Treppenhaus mit Waren- und Personenlift gewährleistet einen optimalen inneren Betrieb. Unmittelbar an den Künstlerbereich angeschlossen ist der Mitarbeiter- und Cateringbereich.
Die klare Gliederung der Meistersingerhalle in der Horizontalen und Vertikalen wird mit dem Konzerthaus aufgenommen und neu interpretiert. Anstelle des engen Fassadenrasters des Foyers der Meistersingerhalle wird der Raster neu viel weiter gesetzt. Daraus entstehen öffentliche Bereiche welche sich bewusst gegen die Stadt und den Park hin öffnen.
KONZERTSAAL
Der Konzertsaal ist als klassische „Schuhschachtel“ konzipiert und bildet das Herzstück des Konzerthauses. Die gewählte Saalgeometrie generiert einen Saal, welcher höchsten musikalischen Ansprüchen entspricht. Die polygonale Saalform, in Grundriss und Schnitt, garantiert eine optimale Akustik und ideale Sichtbeziehungen für jeden einzelnen Zuschauer. Durch die Höhe der Schuhschachtel ist ein Saalkonzept mit mehreren Rängen naheliegend um die Höhe optimal zu nutzen und die Grundfläche zu minimieren.
Die schmale Breite des Saals ermöglicht im Parkett zudem eine Zuschauerorganisation ohne Mittelgang was eine ideale Erschliessung mit wenig Verkehrsfläche zur Folge hat. Dasselbe gilt für die Fluchtwege: Über vier Treppenhäuser, welche direkt am Saal anliegen, kann der komplette Konzertsaal im Erdgeschoss effizient ins Freie entfluchtet werden.
Hinter der Bühne sind die beiden Nebenbühnen über eine Hinterbühne verbunden. Diese ist direkt an die geschlossene Anlieferung und den Warenlift angeschlossen. Gleich neben den Seitenbühnen liegen diejenigen Künstlerräume welche einen direkten Zugang zur Bühne brauchen (Dirigent, Solisten, usw.). Der gesamte Künstleraufenthaltsbereich ist mit Tageslicht versorgt. Unter dem Dach kommen der zweigeschossige kleine Saal und das Künstlerfoyer zum liegen. Diese Räume öffnen sich nach Süden und geniessen die Aussicht auf den Luitpoldhain. Von aussen einsehbar, lässt der kleine Saal die Bevölkerung am Konzertalltag teilhaben.
FREIRAUM
Durch die Aufhebung der westlichen Parkplätze ergeben sich ganz neue Möglichkeiten die Konzerthäuser städtebaulich zu präsentieren. Die Kreuzung Münchener Strasse / Schultheissallee ist der städtebauliche Auftakt zu den Konzerthäusern. Dementsprechend wird diese Ecke auch mit der Umgebungsgestaltung als städtischer Platz mit urbanen Qualitäten gestaltet. Es wird ein öffentlicher Platz geschaffen, die Leute sollen sich verteilen können, vor oder nach dem Konzert die nötigen Freiräume finden und vor allem, soll der Platz optimale Abläufe grosser Besucherströme garantieren.
Was architektonisch durch das auskragende Foyer definiert wird, wird in der Umgebung mit der Platzgestaltung erreicht. Der Plattenbelag vor der Meistersingerhalle wird weitergeführt und definiert den Platz um das neue Konzerthaus. Der Plattenbelag wird als verbindendes Element eingesetzt welches Konzerthaus und Meistersingerhalle spürbar als eine Einheit erlebbar machen. Das gleiche gilt für den Umgang mit den Grünflächen. Die mächtigen bestehenden Bäume werden in grossen „Pflanzentrögen“ zusammengefasst. Diese können als städtisches Mobiliar eingesetzt werden und nach den Bedürfnissen der Benutzer gestaltet werden (Sitzgelegenheiten, Wasserflächen, Rückzugsorte schaffen, usw.).
Die bestehenden Bäume entlang der Münchener Strasse werden fast gänzlich erhalten. Dieser bedeutende Grünfilter soll weiterhin Lebensraum für einheimische Pflanzen und Tiere bleiben und macht den dahinterliegenden Luitpoldhain schon vom Platz her erahnbar.