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Erweiterung Schulanlage Eselriet

Erweiterung Schulanlage Eselriet

Schulhaus
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Tagesstruktur
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Wettbewerb
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Nachhaltigkeit
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Holzbau

Projektart   Erweiterung Schulanlage Eselriet
Ort   Effretikon
Verfahren   Selektiver Wettbewerb als Generalplanerteam 2022
Bauherr   Gemeinde Effretikon

Landschaftsarchitektur  Mettler Landschaftsarchitektur AG

 

STÄDTEBAULICHE SETZUNG        
Die Schulanlage Eselriet zeichnet sich durch ihre grosszügigen Freiflächen, ihren umfangreichen, lockeren Baubestand und der engen Verflechtung mit den Waldanlagen Rappenhalden und Hintererlen aus. Die prägnante Topografie, die im Zusammenhang mit den erwähnten Grünzügen das Areal einrahmt und das Erscheinungsbild der Gesamtanlage prägt soll genauso, wie die fussläufige Erschliessung, die in diese umgehenden Grünräume eingebettet ist, erhalten bleiben. 
 
Mit der Setzung des Neubaus anstelle des bestehenden Singsaals mit Hauswartwohnung entsteht eine neue aufgeweitete Platzeingangssituation. Feingliedrig staffelt sich das Erdgeschoss entlang der Sportplatzstrasse und bildet so einen fliessenden, einleitenden Freiraum. Ein neuer Schulplatz an der Sportplatzstrasse bildet die neue Adresse der Schulanlage Eselriet und ist gleichzeitig Auftakt der Schule, an dem sich das neue dreigeschossige Gebäude zusammen mit Trakt B präsentieren. Weitergeleitet vom fliessenden Erdgeschoss gelangt man zum innenliegenden Pausenplatz, welcher ergänzt mit dem Neubau, zusammen mit dem Bestand aus Trakt A, B, sowie dem Sporttrakt das neue Ensemble des zentralen Pausenplatz bildet. Gleichzeitig werden mit dem grösseren Erdgeschoss die Aussenräume definiert und brechen den Massstab für die Kleinen.  
 
Durch die präzise Setzung der Erweiterung im Gefüge der bestehenden Bauten wird man nun wie an einer Perlenkette durch die Schulanlage geführt. Der Auftakt macht der neue Schulplatz, danach kommt der zentrale Pausenplatz und als letztes der Hartplatz. 
Es entstehen attraktive Aussenräume mit unterschiedlichen Qualitäten. Wege mit Rampen und Treppenanlagen verbinden die unterschiedlichen Aussenräume und erlauben eine öffentliche Durchquerung der Schulanalage. Es resultieren, der Nutzung entsprechend, unterschiedlich grosse Plätze, die sich zu einem fliessenden Freiraum und einer spannenden Schulanlage zusammenfügen. 

 

FREIRAUMKONZEPT
Die Freiraumgestaltung geht in ihrer Form und Ausprägung stark auf die Umgebung der bestehenden Schulbauten ein. Der Freiraumentwurf kontrastiert mit seiner organischen Formensprache die Orthogonalität der bestehenden Gebäude und des Neubaus. Der Freiraum bietet klar zonierte Bereiche welche zum gemeinsamen Toben, Naturentdecken, Entspannen und Lernen einladen. Eine grosszügige Fläche spannt sich zwischen dem Neubau und der Sportplatzstrasse auf und bildet die Adresse der Anlage. Das Eingangsniveau wird platzartig um das Erdgeschoss des Neubaus geführt und verbindet sich an den Flanken des Neubaus mit den bestehenden Freiräumen. Durch die topographische Anpassung entsteht zur Sportplatzstrasse eine grüne Böschung, die eine natürliche Abgrenzung des Areals bildet. Diese wird mit unterschiedlichen, heimischen Baumarten und Sträuchern bepflanzt um mit artenreicher Blumenwiese begrünt. Grosskronige Arten (Wildkirsche, Ahorn, Linde, Nussbaum, Esskastanie und Eiche) spenden an sonnigen Tagen Schatten und gliedern den Freiraum. 
 
Direkt am Neubau schliessen wasserdurchlässige Flächen an, die als Abenteuerspielplatz zum Schaukeln und Balance- / Geschicklichkeitstraining auf Holzstämmen einladen. Der sandige Untergrund bietet einen sicheren Fallschutz. Extensiv genutzte Bereiche entlang der Neubaufassade werden mit einer Wildblumensaatmischung begrünt. Diese bieten Nahrung und Rückzug für zahlreiche Insektenarten, welche die Kinder zu Naturbeobachtungen anregen. Auf dem extensiv begrünten Dach des Neubaus entsteht ein Trockenstandort mit Magerarten und Totholz. 
 
Die multifunktionalen Pausenflächen der Schule werden durch partielle Öffnungen im harten Belag, Baumpflanzungen und robuste Möblierung aufgewertet. Die, auf dem Pausenhof stehenden Baumgruppen werden mit Neupflanzungen aus gelben Rosskastanien (Aesculus flava `Vestita´ - resistent gegen Miniermotten) ergänzt und verleihen dem Ort einen repräsentativen Charakter.  Alle Bereiche des Aussenraumes sind gut einsehbar und für die Betreuungspersonen zu überblicken.
Die neuen Fahrrad- und Kickboardabstellplätze werden direkt am Fuss der Böschungskante untergebracht. Die Hauptwege werden in Anlehnung an den Bestand mit Kleinsteinpflaster befestigt der im Bereich der Pausenfläche in eine lockere, mit Wildstauden bewachsene Kiesfläche übergeht. Die gewählten Pflanzen und Materialien sind neben ihrer Attraktivität pflegeleicht und robust. Mit der Gestaltung des Freiraumes wird nicht nur für die Kinder eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufenthaltsbereichen geschaffen, die jeglichen Bedürfnissen Raum bieten, sondern es entsteht ein wichtiger Freiraum im Quartier. Mit dem grossen Anteil wasserdurchlässiger Beläge, vielfältiger Bepflanzung und den ökologischen Ausgleichsflächen steuert das Konzept zur Nachhaltigkeit bei, unterstützt das natürliche Regenwassermanagement und verbessert das Lokalklima.
 
 
ARCHITEKTURKONZEPT
Die komplette Tagesstruktur ist ebenerdig angeordnet und mit einem eigenen Zugang direkt vom Pausenplatz erschlossen. Vom Eingangsbereich gelangt man über die Garderobe zur offenen Begegnungszone, von welcher sämtliche Haupträume erschlossen und einsehbar sind. Die Rückstaffelung des Baukörpers erlaubt eine Differenzierung von lauten und ruhigen Zonen innerhalb der Tagesstruktur.
Die Küche liegt zentral hinter den Haupträumen, wodurch eine gut funktionierende Bedienung der Essräume gewährleistet ist. Eine direkte Anlieferung von aussen erschliesst die Küche betrieblich ideal. Direkt den Haupträumen vorgelagerte Aussenflächen ergänzen das Angebot der Tagesstruktur und bilden einen Filter.
 
Der Singsaal wird über den Eingang der Tagesstruktur erschlossen. Damit kann die komplette Infrastruktur (Küche, Garderobe, WC) dem Singsaal zugeschaltet werden.  
In Verlängerung des Singsaals liegt der Mehrzweckraum der Sportvereine. Er kann über den bestehenden Eingang der Sporthalle betreten werden wie auch direkt von aussen. Der Mehrzweckraum kann mit dem Singsaal intern verbunden werden und ebenfalls von dessen Infrastruktur profitieren. Somit entsteht ein Mehrzweckraum welcher sowohl von der Sporthalle wie auch von der Schule her genutzt werden kann.
Mehrzweckraum, Singsaal sowie die Tagestruktur können in verschiedenen Raumkompositionen für externe Nutzungen angeboten werden.
 
Über einen eigenen Eingang wird die Schule vom Pausenplatz her unabhängig erschlossen. Intern ist die Schule mit der Tagestruktur und dem Singsaal verbunden, wodurch eine grösstmögliche Nutzungsflexibilität gewährleistet wird. Die Treppenanlage mit Lift unterstützt eine grösstmögliche Flexibilität.
 
Das Förderzentrum mit Haupt-, Gruppen- und Therapieräumen befindet sich im ersten Obergeschoss. Direkte Verbindungen der Haupt- und Gruppenräume, sowie Faltwände, womit zwei Therapieräume auf die Grösse eines Hauptraumes zusammengeschaltet werden können, maximieren die Nutzungsvielfalt.
Die Begegnungszone des Förderzentrums bietet zusätzlichen Raum für Unterrichtszweck und ist mit einer direkten Verbindung auf die Terrasse, beispielsweise zur Nutzung als Aussenschulzimmer, sowie zusätzliche Möglichkeiten zu Unterrichtszwecken verbunden.
Über eine runde Aussentreppe wird die Terrasse auch direkt vom Freiraum her erschlossen. Eine Pergola mit Sitzgelegenheiten, ein Gartenschulzimmer sowie ökologisch aufgewertete Flächen können zu Lehrzwecken, sowie auch als Pausenfläche genutzt werden.
 
Im zweiten Obergeschoss gliedern sich vier Klassenzimmer mit den dazugehörigen Gruppenräumen an. Eine zentrale Begegnungszone als "Gemeinsame Mitte", welche zusätzlichen Raum für schulische Nutzungen bietet, ist das Herzstück des Zentrums. Über einen Lichthof werden räumliche Verbindung zum Förderzentrum aktiviert.
Clusterlösungen mit zwei oder auch vier Klassenzimmern sind problemlos und flexibel nutzbar möglich. Gruppenräume sind direkt vom Klassenzimmer, wie auch aus der Begegnungszone erreichbar, und können durch eine Faltwand zu einem grösseren Gruppenraum zusammen geschaltet werden.
 
 
 
KONSTRUKTION UND MATERIALISIERUNG
Die Materialisierung und Konstruktion des Neubaus spiegelt eine selbstbewusste und zeitgemässe Haltung wider. Materialien konstruktiv sinnvoll und nach ihren Stärken optimal einzusetzen ist die Prämisse.
 
Ein kleinstmögliches Untergeschoss trägt wesentlich zum nachhaltigen Gesamtansatz des Projekts bei. Praktisch keine Aushubarbeiten und wenig Verbrauch von Recyclingbeton wirken sich äusserst positiv auf die CO2-Bilanz aus. Im Untergeschoss befinden sich lediglich der Technikraum sowie die nötigen Nebenräume (Garderobe, Reinigung, Lager etc.).
 
Auf der betonierten Bodenplatte aufbauend kommt das Schulhaus als reiner Holzbau daher. Die als Sockel ausgebildeten Sichtbetonelemente entlang der Fassade im Erdgeschoss geben dem Gebäude die nötige Robustheit wie es sich für ein Schulhaus gebührt und reduzieren die Unterhaltsarbeiten beträchtlich. Ausserdem bieten sie zusätzliche Sitzgelegenheiten. 
 
Durch die Wahl der Konstruktion und der Materialisierung vorwiegend in Holz können die Details und Bauanschlüsse so ausgeführt werden, dass mit geringem Aufwand ein optimaler Energiehaushalt und die Zertifizierung nach dem geforderten Gebäudestandard wirtschaftlich erreicht werden kann. Zudem ist Holz ein Material, dass eine tiefe graue Energie aufweist, ein nachwachsender einheimischer Rohstoff darstellt und mit kurzen Herstellungs- und Lieferdistanzen produziert werden kann. Ein hoher Grad an Vorfabrikation wirkt sich positiv auf eine kurze Bauzeit aus. 
 
Das einfache und durchlaufende Tragsystem erlaubt eine hohe Flexibilität der Nutzung über den gesamten Lebenszyklus. Eine Trennung von Tragstruktur und Ausbau wird konsequent durchgezogen. Im Inneren prägen sichtbare Holzkonstruktionen die Struktur und Materialität des Schulhauses.