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Gartenstadt Am Rain

Gartenstadt Am Rain

Wettbewerb
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Nachhaltigkeit
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Hybridbauweise
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Wohnen

Projektart   Wohnüberbauung Am Rain
Ort   Luzern
Verfahren   Projektwettbewerb im offenen Verfahren
Bauherr   Wohngenossenschaft Geissenstein-EBG

Landschaftsarchitektur   Mettler Landschaftsarchitektur AG
Farbkonzept   Jörg Niederberger

 

ANALYSE
Die Siedlung „Am Rain“ befindet sich im durchgrünten Luzerner Quartier Geissenstein. Die Bebauungsstruktur die auf der Idee der Gartenstadtbewegung basiert wird von Siedlungsbausteinen aus den vierziger Jahren in Form von niedrigen Zeilenbauten geprägt. Die geschichtsträchtige Identität des Ortes wird definiert durch einen grosszügigen Freiraum mit stark begrünten Aussenräumen und Kulturgärten, die sich offen und nahtlos aneinanderreihen und sich als zusammenhängender Garten erleben lassen. 
 
In den letzten Jahren wurden Teile der Siedlung mit Neubauten ersetzt. Die Transformation der Siedlungsstruktur ist an den Bauten der Dorfstrasse erkennbar, welche ein starkes Rückgrat bilden und eine Grünoase im Inneren des Hofes ermöglichen. Das ist Sinnbild der „Gartenstadt", mit sich abwechselnden kleineren Gartensitzplätzen und Gärten ein grosses „Ganzes“ zu bilden. Verschieden grosse Volumina situieren sich inmitten des Grünraums. Unterstützt wird dies mit dem geringen Fussabdruck der Bestandsbauten, welche sich entlang der Quartierstrasse „Am Rain“ aufreihen. Grosszügige begrünte Gemeinschaftsflächen prägen das Erscheinungsbild der Siedlung und der Baumbestand verleiht dem Ort fast parkartigen Charakter. 

Jedoch ist die bestehende Zeilenbebauung, mit ihrer Bausubstanz in die Jahre gekommen und stark sanierungsbedürftig. Nachzuverdichten und den Fussabdruck zu vergrössern, hiesse gleichzeitig, die Grösse des Freiraums einzuschränken und den fliessenden Grünraum zu reduzieren. Aufwendige Aufstockungen der Bestandsbauten, welche mit dem dazumal dimensionierten Holzbalkendecken bereits ausgereizt sind, würde die Bautypologie zum einen zu stark verlassen und gleichzeitig zu einer noch geringeren Raumhöhe mit weniger Wohnqualität führen.

ORTTYPISCHE SETZUNG
Unser Projektvorschlag greift das Prinzip der Gartenstadt, mit seinen differenzierten und grosszügig fliessenden Freiräumen auf und denkt es in einer neuen Form weiter. Wir schlagen eine präzise Setzung, von sechs neuen Doppel-Baukörpern, in leicht verschobener, fast tanzender Struktur entlang der Strasse „Am Rain“ vor. So wird eine optimale Belichtung der Wohnungen und Häuser ermöglicht. Eine Kombination aus drei- und viergeschossigen Volumen reiht sich entlang der Strasse auf und hebt den als trennend wirkenden Strassenraum als solchen auf. Unterschiedlich kleine und grosse Plätze bieten eine Vielzahl an Räumen zum Gärtnern und Verweilen mit halböffentlichem und privatem Charakter an. Die Strasse „Am Rain“ wird durch eine Entsiegelung mit offenen Belägen neugestaltet und in den Grünraum miteinbezogen und aufgewertet. Hier können die Gebäudeabstände auf das verkehrstechnisch erforderliche Mass minimiert werden, was zu einer Maximierung des Raums nach Aussen und einem harmonischen Gleichgewicht im Zusammenhalt der Siedlung führt. Dichte und Lockerheit wechseln sich ab. Die unterschiedlichen Körnungen im Inneren des Quartiers werden mit den Neubauten vermittelnd aufgenommen und entwickeln sich entlang der Strasse wie ein roter Faden, was zu einer Stärkung des Ensembles der Gartenstadt führt. Das Terrain wird mit den terrassierten Gärten und der Staffelung der Bauten in einer selbstverständlichen Art und Weise aufgenommen. 
Eine grosszügige, offene Erschliessung zwischen den Doppel-Baukörpern lässt einen zusätzlichen Durchblick entstehen, der die Querverbindungen und Blickbeziehungen fördert. Die Erschliessung wird so zu einer attraktiven, verflochtenen Vorzone der Bauten, die den jeweiligen Wohnungen auf der Etage Platz bietet. Zusätzlich bietet diese Zone einen gedeckten Aussenraum mit hoher Aufenthaltsqualität, als Ergänzung zum Garten. Es entsteht ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Zusammenkommens, der das Sinnbild der Gemeinschaft prägt und für uns stellvertretend die Vision und den Charakter der EBG trägt.


FREIRAUMKONZEPT
Durch die Neugestaltung des Aussenraumes wird die Identität des Areals gestärkt und der Freiraum der Siedlung mit den benachbarten Quartieren und der Umgebung vernetzt. Die präzise Stellung der Bau-körper generiert unterschiedlich genutzte Aussenräume. Die neuen Baukörper bilden nischenartige Räume, die einen weicheren, natürlicheren Charakter bekommen und damit ein optimales Wohn-umfeld, auch für Familien mit Kindern bieten. Das Konzept greift die typische Mischung aus Vorgärten und befestigten Terrassen auf, die sich zwischen den Bauten aufspannen und eine einmalige Qualität einer ruhigen Fortführung der harten Oberflächen der Siedlungsgasse bildet. Der neue Freiraum reagiert auf die bereits vorhandenen Identitäten und Charakteristiken des Ortes und bindet sie in die Gestaltung mit ein. Zur Strasse hin, die durch Entsiegelung und Baum-pflanzungen aufgewertet wird, entstehen als Auftakt zu den Gemeinschaftsräumen jeweils Vorplätze mit halböffentlicher Nutzung, die zum restlichen Freiraum einen adäquaten Gegenschwerpunkt bilden. 
 
Die Siedlung, die Freiräume und die Gebäude werden durch ein Wegenetz aus hellem Mergel erschlossen. Mithilfe von Rampen sind alle Wohnungen barrierefrei zugänglich. Zusätzliche Wege an den Flanken der Siedlung ergänzen das halböffentliche Wegenetz, das die Verbindung zu den benachbarten Siedlungen bildet. Zwischen den Baukörpern weiten sich die Wege zu kleinen Sitzplätzen auf. Die Wegeführung gliedert zusätzlich den Freiraum in vielfältige Bereiche. Die gemeinschaftlichen, grosszügigen Wiesenflächen, die im Bereich der Spielplätze durch Fallschutzkiesflächen und robusten Spielrasen unterbrochen werden, ermöglichen eine vielfältige Nutzung. Die Gemeinschaftsplätze laden nicht nur zum Spielen ein, sondern bieten eine Möglichkeit zum Zusammenkommen, Entspannen oder zum gemeinschaftlichen Grillen unter den lockeren Baumgruppen an. 
Die im Erdgeschoss liegenden Wohnungen bekommen mit freiwachsenden Hecken voneinander getrennte Zonen, die von hohem Grad Privatheit charakterisiert werden.

ARCHITEKTURKONZEPT
Klare Volumen situieren sich spielerisch im grossen Garten „Am Rain“ und unterstützen so den Zusammenhang des fliessenden Freiraums. Dank ihres architektonischen Ausdrucks wirken die kubischen Neubauten robust und erinnern an klassische Wohngebäude in einem Park. Feingliedrig und elegant verbinden sich die teils begrünten Elemente an der Fassade mit der Umgebung und strahlen einen integrativen, wohnlichen Charakter aus. 

Die neuen Doppel-Baukörper spannen in ihrem Versatz eine offene mäandrierende Erschliessung mit laubenartigem Charakter auf und verbinden die Wohnungen hindernisfrei über die Geschosse miteinander. Diese dient gleichzeitig als gedeckter Aussenraum und bildet Sitzplatzmöglichkeiten als gemeinschaftliche Terrasse aus. Diese Erschliessungstypologie ermöglicht einen kompakten Grundriss, frei von Erschliessungsfluren, was zu bestmöglich nutzbaren Wohnungen führt. Offene Wohnbereiche ordnen sich fliessend direkt am vorgelagerten Aussenraum an und bilden eine klare Zimmerstruktur als Rücken aus. Die Nasszellen sind mittig über alle Geschosse gleich angeordnet. So entstehen hoch interessante und offene Grundrisse mit verschiedenen Ausrichtungen, die unterschiedliche Zonierungen im Essen- und Wohnbereich ermöglichen. Dies führt zu einer maximalen Flexibilität der Raumstrukturen für alle möglichen Bewohnergruppen. Gleichzeitig erzeugt die klare Gebäudestruktur eine hocheffiziente und einfache Leitungsführung.

Die leicht erhöhten, auf einem Sockel liegende Baukörper geben dem Wohnen im Erdgeschoss den nötigen Privatraum und ermöglichen eine flexible, gemeinschaftliche Nutzung der Gärten. Verschiedene Gartensitzplätze lassen sich so im Freiräumen platzieren. Die Gemeinschaftsräume gliedern sich im Erdgeschoss zum vorgelagerten Aussenraum als zentrale Einheit der Siedlung an. Ein Gemeinschaftsbereich an der Wegeachse des Geissbockwegs und einer zentral im zurückgezogenen Teil der Strasse „Am Rain“. Die Gemeinschaftsräume lassen sich funktional unterteilen und zum Garten dazuschalten.  
Die gewählten Baukörper nehmen den gewünschten Wohnungsmix spielerisch auf, was zu einer interessanten Durchmischung der Wohnungsgrössen im Quartier führt.
 
Auf den Dächern der dreigeschossigen Baukörper überspannen pergolaartige, begrünte Konstruktionen die Dachterrasse, welche für gemeinschaftliche Zwecke zusätzlich zur Verfügung steht. Gleichzeitig dienen die Dächer der viergeschossigen Baukörper als aktive Retention zur Verbesserung der Ökologie und beherbergt die Photovoltaikanlage.
 
Unabhängig von der Art der Nutzung orientieren sich alle Raumstrukturen am Prinzip der Suffizienz. Einfache, wohlproportionierte und gut belichtete Räume verschränken sich mit einem Minimum an Verkehrsfläche. Dank der Rippendecke ergeben sich grosszügige Raumhöhen, welche zusammen mit den französischen Fenstern und der Unterstützung von haptischen Materialien zu einer wohnlichen Atmosphäre führen.